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A review by leas_bookworld_
Der Fänger im Roggen by J.D. Salinger
4.0
ACHTUNG SPOILER!
TW: Sexueller Übergriff, Suizidgedanken, Suizid, Psychische Krankheiten, Tod
Holden Caulfield sitzt irgendwo in einem Sanatorium fest, nachdem er eine Art Nervenzusammenbruch erlitten hat. Er erzählt seine Geschichte, die in den 50er Jahren angesiedelt ist und sich im Laufe einiger Tage kurz vor den Weihnachtsferien abspielt. Er ist 16 Jahre alt und bereits auf der vierten Schule, auf der er vor kurzem durch die meisten seiner Kurse durchgefallen ist. Nach einem Streit mit seinem Mitbewohner über ein Mädchen beschließt Holden, drei Tage früher als geplant nach New York City zurückzukehren. Er beschließt auch, seinen Eltern nichts davon zu erzählen, sondern in einem Hotel zu übernachten. Holden macht ein paar Ausflüge in die Vergangenheit, trifft alte Bekannte, erinnert sich an ein Gedicht, das er als Kind gelesen hat, und macht sich auf die Suche nach den Enten im Central Park, die ihn als Kind so fasziniert haben.
"Der Fänger im Roggen" ist ein ehrliches und realistisches Buch über Teenagerangst aus der Sicht unseres Protagonisten Holden. Es zeigt dem Leser einen Einblick in die Gedankenwelt eines Jungen, der so viele Menschen einfach nur für "falsch" hält. Die Pubertät kann für viele Heranwachsende entfremdend sein. Holden ist vielleicht nicht der sympathischste Junge der Welt, aber er findet einen schmalen Grat zwischen einem totalen Idioten und einer tiefgründigen Persönlichkeit. Viele Leute halten dieses Buch für einen Klassiker. Das ist er wohl auch, obwohl ich nicht glaube, dass er mit Dickens, Tolstoi, Austen usw. mithalten kann.
Ich habe dieses Buch als Teil des "Rory Gilmore Bookclub" für den Monat September gelesen, in dem es darum ging, ein verbotenes Buch zu lesen. Amerikanische Schulbibliotheken verboten das Buch, weil sie um die Moral junger Leser fürchteten, denn die vulgäre Sprache, die Darstellung von betrunkenen Minderjährigen und die Sexszenen seien der Jugend nicht zuzumuten.
Ich fand das Buch sehr fesselnd. Ich musste erst mal reinkommen, um Holden zu verstehen und mich mit ihm zu identifizieren. Aber vor allem war das Buch speziell. Es war überhaupt nicht das, was ich erwartet habe, obwohl ich zugeben muss, gar nicht so viel erwartet zu haben. Das Buch enthält viele schöne Zitate und nette Dinge zum Nachdenken. Es regt einen wirklich dazu an, über bestimmte Dinge im Leben nachzudenken. Allerdings macht es einen auch traurig, den Holdens Art, die Welt zu betrachten, ist betrübend. Wenn man darüber nachdenkt, ist man entweder irritiert oder es spricht einen irgendwie an. Ich verstehe aber auch, warum viele Leute Holden nervig fanden. Aber man muss eben bedenken, er ist ein 15-17 Jahre alter Junge, natürlich wird er einige Leute verärgern. Er ist unreif, geil und will sterben. Holden hat so viele Traumata und ich denke, dass seine "nervigen" Eigenschaften buchstäblich nur Bewältigungsmechanismen sind, die er einsetzt. Ich meine er lügt viel und verhält sich in der Nähe bestimmter Leute anders, er hat Depressionen und hat so viel durchgemacht: Sein kleiner Bruder ist gestorben, er war Zeuge des Selbstmordes eines seiner Klassenkameraden und sein Lieblingslehrer wurde möglicherweise übergriffig, zu dem er ging, um getröstet zu werden! Er setzt sich in der Schule nicht ein und hat sehr darunter gelitten, indem er von einer Schule zur anderen wechselte und von jeder einzelnen verwiesen wurde. In einer Rezension meinte jemand, wie kurz das Buch wäre, wenn Holden in Therapie gehen würde, und das hat mich so sauer gemacht, weil das ganze Buch daraus besteht, dass Holden einem seiner vielen Therapeuten von dem Wochenende erzählt, das er hatte. Er ist am Ende des Buches buchstäblich in einer Nervenheilanstalt.
Die Sprache ist so repetitiv und prägt sich auf eine Art und Weise in dein Gehirn ein, die dir das Gefühl gibt, dass du fast bei ihm bist. Die Sprache ist typisch jugendlich. Meiner Meinung nach ist die wichtigste Sequenz der Besuch bei seiner Schwester Phoebe, die er liebt und der er sich am nächsten fühlt. Während eines Gesprächs über die Dinge, die er mag, vertraut Holden Phoebe seinen Wunsch an, derjenige zu sein, der auf die im Roggenfeld spielenden Kinder aufpasst, damit sie nicht von der Klippe stürzen - ein Symbol für seinen Wunsch, ein friedliches Leben zu führen und für die Menschen um ihn herum nützlich zu sein. Mit diesem Gedanken macht er sich am nächsten Tag auf den Weg zu der Schule, die Phoebe besucht, um eine Nachricht zu hinterlassen, dass er sich mit ihr treffen und verabschieden möchte. Nachdem Phoebe beschlossen hat, ihn zu begleiten, beschließt Holden, dass es besser wäre, nicht zu gehen, da ihm seine Schwester wichtig ist und er gerne an ihrer Seite bleiben möchte. Außerdem scheute Salinger nicht davor zurück, die Verderbtheit des Erwachsenseins und die Art und Weise, wie junge Menschen in ihren späten Teenagerjahren oft langsam zur Erkenntnis ihrer Künstlichkeit gelangen, ausführlich darzustellen. Holden beschreibt sogar den Wunsch, andere Kinder davor zu bewahren, von der unsichtbaren 'Klippe' ins Erwachsenenleben zu stürzen - als ob er ihnen den Schmerz ersparen wollte, den er selbst erlebt hat.
"Jedenfalls stelle ich mir dabei immer lauter kleine Kinder vor, die in einem großen Roggenfeld spielen und so. Tausende von kleine Kindern, und niemand ist da - also, kein Großer -, nur ich. Und ich stehe am Rand eines verrückten Abgrunds. Und da muss ich alle fangen, bevor sie in den Abgrund fallen - also, wenn sie rennen und nicht aufpassen, wo sie hinlaufen, dann muss ich irgendwo rauskommen und sie fangen. Und das würde ich den ganzen Tag lang machen. Ich wär einfach der Fänger im Roggen und so. Ich weiß, es ist verrückt, aber das ist das Einzige, das ich richtig gerne wär. Ich weiß, es ist verrückt."
Insgesamt ein wirklich denkwürdiges Stück Literatur, das ich sehr genossen habe. Ich empfehle es sehr, wenn man in Klassiker einsteigen will - es war eine schnelle, leichte, zum nachdenken anregende Lektüre! 4,5 Sterne, weil ich etwas gebraucht habe, um die Message zu verstehen.
TW: Sexueller Übergriff, Suizidgedanken, Suizid, Psychische Krankheiten, Tod
Holden Caulfield sitzt irgendwo in einem Sanatorium fest, nachdem er eine Art Nervenzusammenbruch erlitten hat. Er erzählt seine Geschichte, die in den 50er Jahren angesiedelt ist und sich im Laufe einiger Tage kurz vor den Weihnachtsferien abspielt. Er ist 16 Jahre alt und bereits auf der vierten Schule, auf der er vor kurzem durch die meisten seiner Kurse durchgefallen ist. Nach einem Streit mit seinem Mitbewohner über ein Mädchen beschließt Holden, drei Tage früher als geplant nach New York City zurückzukehren. Er beschließt auch, seinen Eltern nichts davon zu erzählen, sondern in einem Hotel zu übernachten. Holden macht ein paar Ausflüge in die Vergangenheit, trifft alte Bekannte, erinnert sich an ein Gedicht, das er als Kind gelesen hat, und macht sich auf die Suche nach den Enten im Central Park, die ihn als Kind so fasziniert haben.
"Der Fänger im Roggen" ist ein ehrliches und realistisches Buch über Teenagerangst aus der Sicht unseres Protagonisten Holden. Es zeigt dem Leser einen Einblick in die Gedankenwelt eines Jungen, der so viele Menschen einfach nur für "falsch" hält. Die Pubertät kann für viele Heranwachsende entfremdend sein. Holden ist vielleicht nicht der sympathischste Junge der Welt, aber er findet einen schmalen Grat zwischen einem totalen Idioten und einer tiefgründigen Persönlichkeit. Viele Leute halten dieses Buch für einen Klassiker. Das ist er wohl auch, obwohl ich nicht glaube, dass er mit Dickens, Tolstoi, Austen usw. mithalten kann.
Ich habe dieses Buch als Teil des "Rory Gilmore Bookclub" für den Monat September gelesen, in dem es darum ging, ein verbotenes Buch zu lesen. Amerikanische Schulbibliotheken verboten das Buch, weil sie um die Moral junger Leser fürchteten, denn die vulgäre Sprache, die Darstellung von betrunkenen Minderjährigen und die Sexszenen seien der Jugend nicht zuzumuten.
Ich fand das Buch sehr fesselnd. Ich musste erst mal reinkommen, um Holden zu verstehen und mich mit ihm zu identifizieren. Aber vor allem war das Buch speziell. Es war überhaupt nicht das, was ich erwartet habe, obwohl ich zugeben muss, gar nicht so viel erwartet zu haben. Das Buch enthält viele schöne Zitate und nette Dinge zum Nachdenken. Es regt einen wirklich dazu an, über bestimmte Dinge im Leben nachzudenken. Allerdings macht es einen auch traurig, den Holdens Art, die Welt zu betrachten, ist betrübend. Wenn man darüber nachdenkt, ist man entweder irritiert oder es spricht einen irgendwie an. Ich verstehe aber auch, warum viele Leute Holden nervig fanden. Aber man muss eben bedenken, er ist ein 15-17 Jahre alter Junge, natürlich wird er einige Leute verärgern. Er ist unreif, geil und will sterben. Holden hat so viele Traumata und ich denke, dass seine "nervigen" Eigenschaften buchstäblich nur Bewältigungsmechanismen sind, die er einsetzt. Ich meine er lügt viel und verhält sich in der Nähe bestimmter Leute anders, er hat Depressionen und hat so viel durchgemacht: Sein kleiner Bruder ist gestorben, er war Zeuge des Selbstmordes eines seiner Klassenkameraden und sein Lieblingslehrer wurde möglicherweise übergriffig, zu dem er ging, um getröstet zu werden! Er setzt sich in der Schule nicht ein und hat sehr darunter gelitten, indem er von einer Schule zur anderen wechselte und von jeder einzelnen verwiesen wurde. In einer Rezension meinte jemand, wie kurz das Buch wäre, wenn Holden in Therapie gehen würde, und das hat mich so sauer gemacht, weil das ganze Buch daraus besteht, dass Holden einem seiner vielen Therapeuten von dem Wochenende erzählt, das er hatte. Er ist am Ende des Buches buchstäblich in einer Nervenheilanstalt.
Die Sprache ist so repetitiv und prägt sich auf eine Art und Weise in dein Gehirn ein, die dir das Gefühl gibt, dass du fast bei ihm bist. Die Sprache ist typisch jugendlich. Meiner Meinung nach ist die wichtigste Sequenz der Besuch bei seiner Schwester Phoebe, die er liebt und der er sich am nächsten fühlt. Während eines Gesprächs über die Dinge, die er mag, vertraut Holden Phoebe seinen Wunsch an, derjenige zu sein, der auf die im Roggenfeld spielenden Kinder aufpasst, damit sie nicht von der Klippe stürzen - ein Symbol für seinen Wunsch, ein friedliches Leben zu führen und für die Menschen um ihn herum nützlich zu sein. Mit diesem Gedanken macht er sich am nächsten Tag auf den Weg zu der Schule, die Phoebe besucht, um eine Nachricht zu hinterlassen, dass er sich mit ihr treffen und verabschieden möchte. Nachdem Phoebe beschlossen hat, ihn zu begleiten, beschließt Holden, dass es besser wäre, nicht zu gehen, da ihm seine Schwester wichtig ist und er gerne an ihrer Seite bleiben möchte. Außerdem scheute Salinger nicht davor zurück, die Verderbtheit des Erwachsenseins und die Art und Weise, wie junge Menschen in ihren späten Teenagerjahren oft langsam zur Erkenntnis ihrer Künstlichkeit gelangen, ausführlich darzustellen. Holden beschreibt sogar den Wunsch, andere Kinder davor zu bewahren, von der unsichtbaren 'Klippe' ins Erwachsenenleben zu stürzen - als ob er ihnen den Schmerz ersparen wollte, den er selbst erlebt hat.
"Jedenfalls stelle ich mir dabei immer lauter kleine Kinder vor, die in einem großen Roggenfeld spielen und so. Tausende von kleine Kindern, und niemand ist da - also, kein Großer -, nur ich. Und ich stehe am Rand eines verrückten Abgrunds. Und da muss ich alle fangen, bevor sie in den Abgrund fallen - also, wenn sie rennen und nicht aufpassen, wo sie hinlaufen, dann muss ich irgendwo rauskommen und sie fangen. Und das würde ich den ganzen Tag lang machen. Ich wär einfach der Fänger im Roggen und so. Ich weiß, es ist verrückt, aber das ist das Einzige, das ich richtig gerne wär. Ich weiß, es ist verrückt."
Insgesamt ein wirklich denkwürdiges Stück Literatur, das ich sehr genossen habe. Ich empfehle es sehr, wenn man in Klassiker einsteigen will - es war eine schnelle, leichte, zum nachdenken anregende Lektüre! 4,5 Sterne, weil ich etwas gebraucht habe, um die Message zu verstehen.