A review by kroppzeugvertilger
Der Totenleser by Antonio Garrido, Enno Petermann, Julika Brandestini

3.0

Kann man mal machen ...

Ursprünglich wollte ich einen historischen Roman handelnd im chinesischen Mittelalter lesen, las dann aber einen historischen Krimi handelnd im chinesischen Mittelalter. Auf meiner Suche nach Ersterem jedenfalls, erschien mir Garrido's Totenleser (trotz des trashigen Titels) als am tauglichsten.

Und schlecht liest sich die semifiktive Geschichte um den (äh...) weltberühmten Begründer der Forensik, Song Ci, auch nicht. Die Figurenzeichnung ist klar und die Handlung straight. Solides Eskapistenfutter.

Schon am Genre des historischen Kriminalromans merkt man, welchen bewundernswerten, aber mittlerweile leider auch schon ziemlich toten Rosengärtner aus Italien Garrido sich zum großen Vorbild nahm. Dass Letzterer natürlich trotzdem nicht im Ansatz an Eco's eklektische, literarische und stilistische Tiefe heranreicht, überrascht dabei freilich nicht, war jedoch ebenso wenig anders zu erwarten und ist auch kein Problem.

Der Totenleser ist, mal abgesehen von ein paar Blutrünstigkeiten, relativ leichte Kost. Die Spannung zu halten, stand für Garrido im Vordergund. So ist es wenig verwunderlich, wenn vom China des 12. Jahrhunderts u. Z. trotz vereinzelter Querverweise auf historische Hintergründe oder gesellschaftliche Normen nur ein bestenfalls marginaler Eindruck entsteht. Zu vordergründig sind die banalen Niederungen der menschlichen Seele: Gier, Neid, Liebe, Hass, Trauer, das ganze Geraffel ...

Nichtsdestoweniger sorgt Der Totenleser für die eine oder andere Kurzweil, vielleicht gerade weil man hier einen Krimi nach Schema F vorfindet. CSI Hangzhou oder so. Und spätestens wenn's auf den showdown hinausläuft, geht auch richtig der Matlock in der Tasche auf.

Für Krimi-Fans sicherlich empfehlenswert.