A review by kroppzeugvertilger
Nein: A Manifesto by Eric Jarosinski

1.0

Es ist nun weiß Gott nicht so, dass ich erwähnenswert große Ahnung von (der akademischen?) Philosophie hätte. So allumfassend Letztere auch sein mag, was sie so sexy macht, ist die Ehrfurcht, die sie einem einjagt. Deshalb mögen wir gemeinhin auch keine so genannten Stammtischphilosophen. Also Abiturproleten, die sich bei Hanswursterkenntnissen über die letzte Freundin oder Daddy's Bierkonsum gleich selbst einen M.Phil ausstellen wollen.

Jarosinski ist freilich nicht ganz so schlimm, aber doch wohl ein Stück weit vergleichbar. Er weiß gewiss Einiges über die (?) akademische Philosophie. Aber sie auf tweets zusammenzustauchen, befeuert ausgerechnet diese Idioten da draußen, die sich zwar tiefgründig denken, aber in ihrer Borniertheit zumeist überhaupt gar nichts verstanden haben. Sprich, Menschen, die zu banal, faul oder beschäftigt sind, sich der tatsächlichen Sisyphusarbeit einer Hegelianischen Dialektik oder Habermas' Kommunikativem Handeln auszusetzen. (Ich weiß fast nichts von Letzteren, btw.)

Sich stattdessen mit vier Sätzen/Wortgruppen pro Seite zu begnügen, den Charme des Modernen zu spüren (Wäh!) und sich weismachen zu lassen, man müsse nur hin und wieder irgendwo die Namen Nietzsche, Marx und Adorno lesen, um diese Namen auch zu begreifen, ist das genaue Gegenteil von allen humanistischen Erkenntnissen, die die Philosophie je hervorgebracht hat: Der Weg des geringsten Widerstands.

Ich will Jarosinski nicht unbedingt Oberflächlichkeit unterstellen. Als Person jedenfalls. Nein: A Manifesto jedoch ist nichts weiter als genau das: Ein auf den digitalischen Menschen zurechtgeschrumpfter Versuch, die eigene philosophische Unzulänglichkeit zu kompensieren.