A review by thesarahstory
Der Mörder weinte by Anne-Laure Bondoux

3.0

In einem einsamen Haus in Chile wohnt ein kleiner Junge namens Paolo. Eines Tages taucht ein Mann namens Angel auf und tötet, ohne mit der Wimper zu zucken, seine Eltern. Doch er bringt es nicht übers Herz dem kleinen Paolo wehzutun und so nutzt er die Gelegenheit und beginnt ein scheinbar neues Leben, indem er sich um den Jungen kümmert.
Eines Tages kommt Luis hinzu, der am liebsten um die Welt reisen will, und nimmt mit der Zeit ebenso eine Vaterrolle ein. Die beiden Männer kämpfen um die Liebe und Aufmerksamkeit des kleinen Paolo und er erfährt dadurch eine Art von Glück und eigenartiger Liebe.
Doch selbst in dem verlassensten Zuhause können die drei ihrer eigenen Geschichte nicht entkommen...






Wenn dieses Buch nicht mitten ins Herz trifft, dann verstehe ich die Welt nicht mehr.
In diesem kleinen Buch gibt es eine wunderbare Geschichte zu entdecken - eine Geschichte mit Dramatik, Liebe, Zuneigung, Angst, Hoffnung und Reue. Eine Geschichte über das Leben, wie es früher in Chile war, über den Tod und das Leben und alles, was dazwischen liegt.
Paolo war eine wunderbare Figur in diesem Werk, aber Angel war für mich noch viel wunderbarer. Mit Angel habe ich mitgefühlt, mit Angel konnte ich leiden und ich wünschte ihm, je länger ich ihn kannte, immer mehr Gutes von der Welt.
Dieses Buch lehrt, dass alles sich verändern kann. Aus Pflanzen wird Tabak, aus Kräutern wird Tee, aus grünen Blättern werden braune und aus Tag wird Nacht. Und vielleicht wird aus einem Mörder auch ein Vater.
Es ist mit einer schlichten Sprache verfasst, die gleichzeitig eine Menge ungezwungene Poesie beinhaltet und so viel Weisheit zwischen den Zeilen versteckt hält. Dieses Buch ist ein Meisterwerk und sollte von so vielen Menschen gelesen werden, wie nur möglich.

Die Charaktere waren präsent, die Gefühle wurden auf eine besondere Art und Weise präsentiert, auf eine, die den Leser im Herzen erreicht, aber gleichzeitig eine interessante Distanz bewahrt, die einen von oben herabschauen und nachdenken lässt. Man urteilt nicht, wie man es im wahren Leben tun würde, man beobachtet und wartet ab.
Diese Geschichte regt zum Nachdenken an und spielt in einer vergangenen Zeit, was das ganze noch einmal interessanter macht. Wie lebten die Menschen damals, als noch kaum jemand lesen und schreiben konnte und Bücher noch etwas so Magisches waren, weil viele die Sehnsucht hatten, hinter das Geheimnis der Buchstaben zu blicken? Wenn die See und der Himmel einem das Gefühl von Grenzenlosigkeit gaben und man mit ein paar Ziegen und einer Kuh fernab von der Gesellschaft überleben konnte. Eine Zeit, die gleichzeitig faszinierend, wie beängstigend ist.
In dieser Geschichte findet sich alles, was ein gutes Buch braucht.
Vor allem aber lehrt es uns. Jeden etwas anderes.
Unter anderem wie dicht Angst und Vertrauen, Licht und Dunkel und Liebe und Verrat beieinander liegen können.