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A review by mspilesofpaper
Knochen & Dampf: Ein Steampunk-Krimi by Jasmin Jülicher
dark
fast-paced
- Plot- or character-driven? Plot
- Strong character development? No
- Loveable characters? No
- Diverse cast of characters? No
- Flaws of characters a main focus? No
2.0
Im Knochenhaus des kaiserlichen Palastes liegt ein Skelett, welches da nicht sein sollte. Im Auftrag des Kaisers ermittelt Mary Parker wer der Tote wirklich war und wer ihn umgebracht hat. Die Identität ist schnell bestätigt, der eigentliche Mörder jedoch ist nicht so schnell zu finden.
Knochen & Dampf ist ein Steampunk-Krimi, welches in einem fiktiven Deutschland des 19. Jahrhunderts spielt. Deutschland ist nach einem Krieg von einer unüberwindbaren Mauer umschlossen und wird von einem Kaiser regiert. Und damit kommen wir schon zu meinem größten Problem des Buches: world-building. Abgesehen von der wagen Angabe, dass es im 19. Jahrhundert in einem fiktiven Deutschland, in welchem Dampfmaschinen aller Art genutzt werden, spielt, gibt es nicht viele Informationen. Es werden nur drei oder vier Städte erwähnt und damit muss der Leser sich begnügen. Wie groß das Deutsche Autonome Territorium (weil das ist der richtige Name und nicht wie in der Zusammenfassung angegeben: Deutsches Autonomes Kaiserreich) ist, ist nicht ersichtlich. Als Leser ist es einem selbst überlassen, ob sich das fiktive Deutschland auf moderne Ländergrenzen bezieht oder auf die Ländergrenzen vor 1914 als Deutschland noch einen Kaiser hatte. Teilweise gibt es Andeutungen zur Geschichte des Kaiserreiches, aber die sind oberflächlich und geben dem Leser manchmal das Gefühl, dass das Buch eigentlich Teil einer größeren Reihe ist und man definitiv die vorherigen Teile hätte lesen sollen, um alles zu verstehen. Zudem wird auch nicht geklärt warum Deutschland auf einmal nur Dampfmaschinen hat, die anderen Länder anscheinend nicht (obwohl die Erwähnung von Kriegsmaschinen irgendwie trotzdem drauf hinweisen kann) und wie lange die Mauer schon existiert. Da "die Taten von Ihnen und Ihrer Vorfahren" erwähnt werden, vermute ich, dass die Mauer schon lange existieren muss und das Kaiserreich sich eher am Abgrund befindet. Zudem werden Rebellen erwähnt, die den Kaiser stürzen wollen und die Mauer abschaffen möchten. Genaue Angaben gibt es leider (wie bei den Grenzen) nicht.
Zur Problematik "world-building" kommt auch die Problematik Religion. Die Autorin hat eine neue Religion entwickelt, welche auf der Verehrung von Knochen basiert. Im Grunde ist es auf dem orthodoxen Christentum basiert, aber bei den Ossariern wurde das mit den Reliquien auf die Spitze getrieben. Es werden Knochen von jedem Menschen genutzt, d.h. es gibt keine direkte Heiligenverehrung. Stattdessen glauben Ossarier, dass immer ein Teil des Geistes des Toten in seinen Knochen zu finden ist, und dies kann den Stärken, der im Besitz der Knochen ist. Die Knochen werden auch für Messen genutzt sowie für Beichten, da die Energien/Geister in den Knochen den Gläubigen zu einem inneren Austausch bringen soll. Per se habe ich kein Problem damit, wenn eine Religion entwickelt wird und man sie mit dem Christentum in Verbindung bringt, aber die ganze Darstellung der Religion ist sehr schwammig bzw. negativ dargestellt, weil Mary keine Anhängerin ist. Zudem ist der Priester Johannes auch noch Berater der Kaiserin, was mir Rasputin Vibes gegeben hat.Es hilft nicht, dass der Priester und die Kaiserin auch eine Affäre miteinander haben und es gibt genug Gerüchte, dass Rasputin und Kaiserin Alexandra von Russland eine Affäre miteinander gehabt hatten.
Mein zweites Problem mit dem Buch waren definitiv die Charaktere. Mary ist eine ehemalige Generalin und die Tochter eines Britisch-Deutschen Paares, aber sie sieht sich als Deutsch an und dem Kaiserreich verbunden hat. Bei ihr schwingt eine dezente non-binary Tendenz mit, weil sie nicht als "Frau Parker" sondern nur als "Parker"/"General Parker" angesprochen werden möchte. Max hingegen ist ein junger Akademiker aus reichem Hause (nepo baby deluxe), welcher auf Kosten seiner Eltern ein eigenes Labor am Stadtrand hat und es nicht leiden kann, wenn man ihn auf seine Herkunft anspricht. Max hat leichte neurodivergente Züge, und ich bin mir noch nicht sicher, ob er als autistisch dargestellt werden soll oder als jemand mit ADHS. Beide sind wie Elefanten in einem Porzellanladen: Mary ist einfach nur unhöflich und rabiat, Max hat einige Manieren aber sein Übereifer für seine Arbeit (aka Forensik) lässt ihn seine Manieren definitiv vergessen. Trotz Hintergrundgeschichten für beide Figuren haben sie sich immer noch unausgereift und platt angefühlt (oder wie ich es auf Englisch sagen würde "two-dimensional characters without any actual character traits that makes them human"). Sympathisch fand ich beide nicht, und falls die Autorin je eine Fortsetzung schreibt (Anklänge gibt es dazu im letzten Kapitel), so habe ich das Gefühl, dass eine Romanze zwischen den Beiden entstehen soll, die auf "Gegensätze ziehen sich an" basiert, obwohl Mary und Max keinerlei Chemie haben.
Abgesehen von dem fehlenden world-building und den Charakteren, habe ich mit dem Schreibstil teilweise echt zu kämpfen gehabt. Zum Einen befinden sich immer noch genug Rechtschreib- und Logikfehler im Buch, und zum Anderen klingt alles furchtbar hölzern. Vor allem die Dialoge fühlen sich unheimlich gestelzt an bzw. enden teilweise sehr abrupt. Die Dialoge, welche die beiden Ermittler mit der Kaiserfamilie führen, fühlen sich derweil unheimlich lax als ob sie mit Freunden sprechen und nicht mit dem Herrscher eines Reiches.
Bzgl. des Mordes: wer die Person umgebracht hat, war leider sehr früh absehbar. Ich hätte mir gewünscht, dass es bis zum letzten Kapitel nicht klar gewesen wäre wer der Mörder ist, um beim Leser einen "Wtf? Ich dachte, XY ist der Mörder!" erzeugt.
Knochen & Dampf ist ein Steampunk-Krimi, welches in einem fiktiven Deutschland des 19. Jahrhunderts spielt. Deutschland ist nach einem Krieg von einer unüberwindbaren Mauer umschlossen und wird von einem Kaiser regiert. Und damit kommen wir schon zu meinem größten Problem des Buches: world-building. Abgesehen von der wagen Angabe, dass es im 19. Jahrhundert in einem fiktiven Deutschland, in welchem Dampfmaschinen aller Art genutzt werden, spielt, gibt es nicht viele Informationen. Es werden nur drei oder vier Städte erwähnt und damit muss der Leser sich begnügen. Wie groß das Deutsche Autonome Territorium (weil das ist der richtige Name und nicht wie in der Zusammenfassung angegeben: Deutsches Autonomes Kaiserreich) ist, ist nicht ersichtlich. Als Leser ist es einem selbst überlassen, ob sich das fiktive Deutschland auf moderne Ländergrenzen bezieht oder auf die Ländergrenzen vor 1914 als Deutschland noch einen Kaiser hatte. Teilweise gibt es Andeutungen zur Geschichte des Kaiserreiches, aber die sind oberflächlich und geben dem Leser manchmal das Gefühl, dass das Buch eigentlich Teil einer größeren Reihe ist und man definitiv die vorherigen Teile hätte lesen sollen, um alles zu verstehen. Zudem wird auch nicht geklärt warum Deutschland auf einmal nur Dampfmaschinen hat, die anderen Länder anscheinend nicht (obwohl die Erwähnung von Kriegsmaschinen irgendwie trotzdem drauf hinweisen kann) und wie lange die Mauer schon existiert. Da "die Taten von Ihnen und Ihrer Vorfahren" erwähnt werden, vermute ich, dass die Mauer schon lange existieren muss und das Kaiserreich sich eher am Abgrund befindet. Zudem werden Rebellen erwähnt, die den Kaiser stürzen wollen und die Mauer abschaffen möchten. Genaue Angaben gibt es leider (wie bei den Grenzen) nicht.
Zur Problematik "world-building" kommt auch die Problematik Religion. Die Autorin hat eine neue Religion entwickelt, welche auf der Verehrung von Knochen basiert. Im Grunde ist es auf dem orthodoxen Christentum basiert, aber bei den Ossariern wurde das mit den Reliquien auf die Spitze getrieben. Es werden Knochen von jedem Menschen genutzt, d.h. es gibt keine direkte Heiligenverehrung. Stattdessen glauben Ossarier, dass immer ein Teil des Geistes des Toten in seinen Knochen zu finden ist, und dies kann den Stärken, der im Besitz der Knochen ist. Die Knochen werden auch für Messen genutzt sowie für Beichten, da die Energien/Geister in den Knochen den Gläubigen zu einem inneren Austausch bringen soll. Per se habe ich kein Problem damit, wenn eine Religion entwickelt wird und man sie mit dem Christentum in Verbindung bringt, aber die ganze Darstellung der Religion ist sehr schwammig bzw. negativ dargestellt, weil Mary keine Anhängerin ist. Zudem ist der Priester Johannes auch noch Berater der Kaiserin, was mir Rasputin Vibes gegeben hat.
Mein zweites Problem mit dem Buch waren definitiv die Charaktere. Mary ist eine ehemalige Generalin und die Tochter eines Britisch-Deutschen Paares, aber sie sieht sich als Deutsch an und dem Kaiserreich verbunden hat. Bei ihr schwingt eine dezente non-binary Tendenz mit, weil sie nicht als "Frau Parker" sondern nur als "Parker"/"General Parker" angesprochen werden möchte. Max hingegen ist ein junger Akademiker aus reichem Hause (nepo baby deluxe), welcher auf Kosten seiner Eltern ein eigenes Labor am Stadtrand hat und es nicht leiden kann, wenn man ihn auf seine Herkunft anspricht. Max hat leichte neurodivergente Züge, und ich bin mir noch nicht sicher, ob er als autistisch dargestellt werden soll oder als jemand mit ADHS. Beide sind wie Elefanten in einem Porzellanladen: Mary ist einfach nur unhöflich und rabiat, Max hat einige Manieren aber sein Übereifer für seine Arbeit (aka Forensik) lässt ihn seine Manieren definitiv vergessen. Trotz Hintergrundgeschichten für beide Figuren haben sie sich immer noch unausgereift und platt angefühlt (oder wie ich es auf Englisch sagen würde "two-dimensional characters without any actual character traits that makes them human"). Sympathisch fand ich beide nicht, und falls die Autorin je eine Fortsetzung schreibt (Anklänge gibt es dazu im letzten Kapitel), so habe ich das Gefühl, dass eine Romanze zwischen den Beiden entstehen soll, die auf "Gegensätze ziehen sich an" basiert, obwohl Mary und Max keinerlei Chemie haben.
Abgesehen von dem fehlenden world-building und den Charakteren, habe ich mit dem Schreibstil teilweise echt zu kämpfen gehabt. Zum Einen befinden sich immer noch genug Rechtschreib- und Logikfehler im Buch, und zum Anderen klingt alles furchtbar hölzern. Vor allem die Dialoge fühlen sich unheimlich gestelzt an bzw. enden teilweise sehr abrupt. Die Dialoge, welche die beiden Ermittler mit der Kaiserfamilie führen, fühlen sich derweil unheimlich lax als ob sie mit Freunden sprechen und nicht mit dem Herrscher eines Reiches.
Bzgl. des Mordes: wer die Person umgebracht hat, war leider sehr früh absehbar. Ich hätte mir gewünscht, dass es bis zum letzten Kapitel nicht klar gewesen wäre wer der Mörder ist, um beim Leser einen "Wtf? Ich dachte, XY ist der Mörder!" erzeugt.