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A review by leas_bookworld_
Someone New by Laura Kneidl
3.0
"Someone New" erregte eine Zeit lang enorm viel Aufmerksamkeit. Das weckte einerseits meine Neugier, andererseits ließ es mich auch skeptisch sein. Daher begann ich das Buch zwar neugierig, aber ohne allzu hohe Erwartungen.
Obwohl ich gerne behaupte, dass es nicht möglich ist, das alte Rad neu zu erfinden, gibt es dennoch Romane, die ein ähnliches Konzept verfolgen und mich trotzdem überzeugen können. Anfangs war ich von "Someone New" weniger begeistert, insbesondere wegen der Tatsache, dass die Geschichte lange dauert, bis sie Fahrt annimmt. Das Buch "Someone New" hat mehr als 500 Seiten und hätte für dieses Genre kürzer sein sollen, wenn ich ehrlich bin. Ich hatte lange Zeit das Gefühl, dass man sich nicht wirklich bewegen würde, sondern eher auf der Stelle blieb. Micah geht zur Universität, sucht ihren Bruder und trifft Julian eher zufällig. Sie klagt darüber, wie sehr sie ihr Studium verabscheut, trifft sich mit ihren Freundinnen und dann beginnt das Ganze von neu. Und wieder einmal. Und wieder einmal. Obwohl es schön ist, dass die Autorin ihren Charakteren Zeit gibt, sich zu entwickeln und kennenzulernen, habe ich weder bei Micah noch bei Julian eine große Entwicklung bis zum Ende gesehen. Die Handlung an sich hat mich also nicht vom Hocker gerissen. Das Buch ist schlichtweg zu lang. Obwohl es nicht unbedingt langweilig ist, ist es einfach lang und für mich persönlich zu lang. Aber – und das ist ein großes Aber – die Thematik, die am Ende angesprochen wird, ist sehr wichtig. Jedoch musste ich feststellen, dass das Ende zu schnell ging, und vor allem zu schnell beendet wurde.
Die Sache ist die: Wenn die Handlung mich nicht umhaut, dann müssen es wenigstens die Charaktere tun. Und hier kommen wir zum nächsten Problem: Ab Nach Seite 75 wurde mir zumindest klar, worum es Laura in ihrem Buch ging: um die Darstellung von Vielfalt. Aber ... hier kommt das erste große "Aber":Es war für meinen Geschmack zu viel. Es gab den schwulen Bruder, den dunkelhäutigen Freund, der gerne LARPs spielt, die junge Mutter mit ihrem Kind, die Kommilitonin und Freundin aus Pakistan, die in einer muslimischen Umgebung aufgewachsen ist und einen Food-Blog betreibt, den die Oma nicht mag, Micah, die Vegetarierin, und dann natürlich die große Enthüllung über Julian (dazu später mehr). Die Vielfalt war in diesem Ausmaß für mich überladen. Es schien, als ob jede erdenkliche Minderheit repräsentiert sein musste. Besonders, da diese Vielfalt nicht nur erwähnt wurde, sondern jeder Nebencharakter wurde mit seinen Problemen als eigenständiger Handlungsstrang behandelt. Dies ist ein Grund dafür, dass das Buch 530 Seiten hat. Obwohl das Buch so umfangreich war und so viele Themen angesprochen wurden, hatte ich das Gefühl, dass keine davon wirklich tiefgehend behandelt oder ausführlich beleuchtet wurde. Natürlich war ersichtlich, dass Laura sich gut informiert hat, was ich lobenswert finde, aber die Vielfalt war schlichtweg überwältigend. Besonders, wenn man bedenkt, dass es noch zwei weitere Bücher über Nebencharaktere geben wird. Damit komme ich zu meinem zweiten Punkt ... Aliza tauchte oft für etwa 80 Seiten nicht auf, dann gab es ein halbes Kapitel über sie, aber wirklich viel über sie wusste ich nicht. Sie stammt aus Pakistan, ihre Oma mag ihren Blog nicht, sie hat 250.000 Follower, kocht ständig und Micah ist stolz auf sie. Das war so ziemlich alles, was wir über Aliza erfahren haben. Versteht mich nicht falsch, ich finde es gut, dass das Thema Blogging aufgegriffen wurde, da es gerade im Zeitgeist liegt. Aber Aliza wurde darauf reduziert und hatte im Gesamtkontext der Geschichte wenig Bedeutung. Letztendlich spielte es keine Rolle, ob Micah mit Aliza oder Lilly interagierte, da keine von beiden wirklich herausragte. Abgesehen davon, dass Aliza mit Micah in den Vorlesungen saß (oder auch nicht), schien sie in der Geschichte wenig Relevanz zu haben.
Nun zu Julian: Ich finde es großartig, dass Laura das Thema aufgegriffen hat, da es mutig und wichtig ist. Allerdings hätte es viel stärker gewirkt, wenn nicht jeder andere Charakter im Buch ebenfalls einer Minderheitengruppe angehört hätte. Auch störte mich, dass es so offensichtlich war. Spätestens ab dem Moment, als die Narben näher beschrieben wurden, war es für mich klar, dass Julian trans ist. Dennoch hatte Micah nicht einmal den Gedanken daran, was mich irritierte. Was mich jedoch wirklich störte, war Micahs Reaktion, nachdem die Wahrheit ans Licht kam. Nicht ihre Reaktion vor Julians Mutter, die war großartig und angemessen. Aber danach, als sie mit ihm sprach ... Das Gespräch schien nach nur zwei Seiten vorbei zu sein, und dann hatten sie Sex, und alles war in Ordnung. Das kam mir sehr unrealistisch vor. Niemand reagiert so verständnisvoll und unproblematisch. Wenn mir der Mann meiner Träume erzählt hätte, dass er früher eine Frau war, hätte mich das zumindest erst einmal überrascht und mich vor einige Fragen gestellt. Das ist menschlich, und es ist normal, sich darüber Gedanken zu machen. Micahs Reaktion, die sofortige Akzeptanz ohne Fragen oder Unsicherheiten, erschien mir nicht authentisch. Natürlich ist es positiv, dass sie auf lange Sicht bei ihm bleibt und ihn liebt, aber ich hätte erwartet, dass Micah und Laura das Thema tiefergehend beleuchten und mehr Raum für die Verarbeitung von Julians Enthüllung lassen. Es war auch schade, dass die Eltern sowohl von Adrian als auch von Julian so negativ auf die sexuelle Orientierung bzw. Geschlechteridentität ihrer Söhne reagiert haben. Dies stellt die Elterngeneration einseitig in einem sehr negativen Licht dar. Es gibt durchaus Menschen in diesem Alter, die kein Problem mit solchen Themen haben. Aber Laura hat sich entschieden, diese negativen Reaktionen darzustellen, und das ist in Ordnung, da solche Reaktionen leider tatsächlich vorkommen, obwohl ich persönlich sie nicht nachvollziehen kann. Männer, die Männer lieben oder Frauen, die Frauen lieben, geht niemanden etwas an, und dasselbe gilt für Transgender-Personen, die ihr Geschlecht ändern möchten. Zum Glück leben wir in einer Zeit, in der dies möglich ist. Abschließend möchte ich noch auf Lillys Heiratsantrag am Ende des Buches eingehen. War das wirklich notwendig? Es schien übertrieben. Aber das ist nur meine persönliche Meinung.
Was mir jedoch am meisten gefehlt hat, war die emotionale Verbindung zwischen Micah und Julian. Gegen Ende des Buches wurde es etwas besser, aber die meiste Zeit des Romans habe ich keine echte Chemie zwischen den beiden verspürt. Beide Charaktere für sich waren großartig und auch zusammen waren sie okay, aber es fehlte einfach diese besondere Anziehungskraft, die man in einem New Adult-Roman erwartet.
Trotz all der bereits genannten Punkte hat mich das Buch gut unterhalten. Es bot sympathische Charaktere, einen flüssigen Schreibstil und zweifellos ein wichtiges Thema. Dennoch möchte ich betonen, dass dieses Buch wegen seiner bedeutsamen Botschaft so hoch gelobt wird. Allerdings wird diese Botschaft meiner Meinung nach nicht ausführlich genug behandelt. Ich hatte eher erwartet, dass das Buch ähnlich wie "Nur noch ein einziges Mal" von Colleen Hoover ist. Nicht thematisch, aber in Frau Hoovers Buch dreht sich die Handlung immer wieder um das zentrale Thema, und der Leser erlebt den Weg der Protagonistin auf eine tiefgreifende Weise mit. Vielleicht hätte mir "Someone New" besser gefallen, wenn es aus der Perspektive der Person geschrieben worden wäre, um die es in der Wendung geht.
"Someone New" behandelt eine Vielzahl bedeutender gesellschaftlicher Themen in einem Buch, die nicht unbeachtet bleiben sollten. Dies geschieht im Rahmen einer Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen, die beide auf der Suche nach ihrer wahren Identität sind. Trotzdem gelang es dem Buch nicht, mich emotional mitzureißen, weshalb meine Bewertung bei 3 Sternen liegt.
Obwohl ich gerne behaupte, dass es nicht möglich ist, das alte Rad neu zu erfinden, gibt es dennoch Romane, die ein ähnliches Konzept verfolgen und mich trotzdem überzeugen können. Anfangs war ich von "Someone New" weniger begeistert, insbesondere wegen der Tatsache, dass die Geschichte lange dauert, bis sie Fahrt annimmt. Das Buch "Someone New" hat mehr als 500 Seiten und hätte für dieses Genre kürzer sein sollen, wenn ich ehrlich bin. Ich hatte lange Zeit das Gefühl, dass man sich nicht wirklich bewegen würde, sondern eher auf der Stelle blieb. Micah geht zur Universität, sucht ihren Bruder und trifft Julian eher zufällig. Sie klagt darüber, wie sehr sie ihr Studium verabscheut, trifft sich mit ihren Freundinnen und dann beginnt das Ganze von neu. Und wieder einmal. Und wieder einmal. Obwohl es schön ist, dass die Autorin ihren Charakteren Zeit gibt, sich zu entwickeln und kennenzulernen, habe ich weder bei Micah noch bei Julian eine große Entwicklung bis zum Ende gesehen. Die Handlung an sich hat mich also nicht vom Hocker gerissen. Das Buch ist schlichtweg zu lang. Obwohl es nicht unbedingt langweilig ist, ist es einfach lang und für mich persönlich zu lang. Aber – und das ist ein großes Aber – die Thematik, die am Ende angesprochen wird, ist sehr wichtig. Jedoch musste ich feststellen, dass das Ende zu schnell ging, und vor allem zu schnell beendet wurde.
Die Sache ist die: Wenn die Handlung mich nicht umhaut, dann müssen es wenigstens die Charaktere tun. Und hier kommen wir zum nächsten Problem: Ab Nach Seite 75 wurde mir zumindest klar, worum es Laura in ihrem Buch ging: um die Darstellung von Vielfalt. Aber ... hier kommt das erste große "Aber":Es war für meinen Geschmack zu viel. Es gab den schwulen Bruder, den dunkelhäutigen Freund, der gerne LARPs spielt, die junge Mutter mit ihrem Kind, die Kommilitonin und Freundin aus Pakistan, die in einer muslimischen Umgebung aufgewachsen ist und einen Food-Blog betreibt, den die Oma nicht mag, Micah, die Vegetarierin, und dann natürlich die große Enthüllung über Julian (dazu später mehr). Die Vielfalt war in diesem Ausmaß für mich überladen. Es schien, als ob jede erdenkliche Minderheit repräsentiert sein musste. Besonders, da diese Vielfalt nicht nur erwähnt wurde, sondern jeder Nebencharakter wurde mit seinen Problemen als eigenständiger Handlungsstrang behandelt. Dies ist ein Grund dafür, dass das Buch 530 Seiten hat. Obwohl das Buch so umfangreich war und so viele Themen angesprochen wurden, hatte ich das Gefühl, dass keine davon wirklich tiefgehend behandelt oder ausführlich beleuchtet wurde. Natürlich war ersichtlich, dass Laura sich gut informiert hat, was ich lobenswert finde, aber die Vielfalt war schlichtweg überwältigend. Besonders, wenn man bedenkt, dass es noch zwei weitere Bücher über Nebencharaktere geben wird. Damit komme ich zu meinem zweiten Punkt ... Aliza tauchte oft für etwa 80 Seiten nicht auf, dann gab es ein halbes Kapitel über sie, aber wirklich viel über sie wusste ich nicht. Sie stammt aus Pakistan, ihre Oma mag ihren Blog nicht, sie hat 250.000 Follower, kocht ständig und Micah ist stolz auf sie. Das war so ziemlich alles, was wir über Aliza erfahren haben. Versteht mich nicht falsch, ich finde es gut, dass das Thema Blogging aufgegriffen wurde, da es gerade im Zeitgeist liegt. Aber Aliza wurde darauf reduziert und hatte im Gesamtkontext der Geschichte wenig Bedeutung. Letztendlich spielte es keine Rolle, ob Micah mit Aliza oder Lilly interagierte, da keine von beiden wirklich herausragte. Abgesehen davon, dass Aliza mit Micah in den Vorlesungen saß (oder auch nicht), schien sie in der Geschichte wenig Relevanz zu haben.
Nun zu Julian: Ich finde es großartig, dass Laura das Thema aufgegriffen hat, da es mutig und wichtig ist. Allerdings hätte es viel stärker gewirkt, wenn nicht jeder andere Charakter im Buch ebenfalls einer Minderheitengruppe angehört hätte. Auch störte mich, dass es so offensichtlich war. Spätestens ab dem Moment, als die Narben näher beschrieben wurden, war es für mich klar, dass Julian trans ist. Dennoch hatte Micah nicht einmal den Gedanken daran, was mich irritierte. Was mich jedoch wirklich störte, war Micahs Reaktion, nachdem die Wahrheit ans Licht kam. Nicht ihre Reaktion vor Julians Mutter, die war großartig und angemessen. Aber danach, als sie mit ihm sprach ... Das Gespräch schien nach nur zwei Seiten vorbei zu sein, und dann hatten sie Sex, und alles war in Ordnung. Das kam mir sehr unrealistisch vor. Niemand reagiert so verständnisvoll und unproblematisch. Wenn mir der Mann meiner Träume erzählt hätte, dass er früher eine Frau war, hätte mich das zumindest erst einmal überrascht und mich vor einige Fragen gestellt. Das ist menschlich, und es ist normal, sich darüber Gedanken zu machen. Micahs Reaktion, die sofortige Akzeptanz ohne Fragen oder Unsicherheiten, erschien mir nicht authentisch. Natürlich ist es positiv, dass sie auf lange Sicht bei ihm bleibt und ihn liebt, aber ich hätte erwartet, dass Micah und Laura das Thema tiefergehend beleuchten und mehr Raum für die Verarbeitung von Julians Enthüllung lassen. Es war auch schade, dass die Eltern sowohl von Adrian als auch von Julian so negativ auf die sexuelle Orientierung bzw. Geschlechteridentität ihrer Söhne reagiert haben. Dies stellt die Elterngeneration einseitig in einem sehr negativen Licht dar. Es gibt durchaus Menschen in diesem Alter, die kein Problem mit solchen Themen haben. Aber Laura hat sich entschieden, diese negativen Reaktionen darzustellen, und das ist in Ordnung, da solche Reaktionen leider tatsächlich vorkommen, obwohl ich persönlich sie nicht nachvollziehen kann. Männer, die Männer lieben oder Frauen, die Frauen lieben, geht niemanden etwas an, und dasselbe gilt für Transgender-Personen, die ihr Geschlecht ändern möchten. Zum Glück leben wir in einer Zeit, in der dies möglich ist. Abschließend möchte ich noch auf Lillys Heiratsantrag am Ende des Buches eingehen. War das wirklich notwendig? Es schien übertrieben. Aber das ist nur meine persönliche Meinung.
Was mir jedoch am meisten gefehlt hat, war die emotionale Verbindung zwischen Micah und Julian. Gegen Ende des Buches wurde es etwas besser, aber die meiste Zeit des Romans habe ich keine echte Chemie zwischen den beiden verspürt. Beide Charaktere für sich waren großartig und auch zusammen waren sie okay, aber es fehlte einfach diese besondere Anziehungskraft, die man in einem New Adult-Roman erwartet.
Trotz all der bereits genannten Punkte hat mich das Buch gut unterhalten. Es bot sympathische Charaktere, einen flüssigen Schreibstil und zweifellos ein wichtiges Thema. Dennoch möchte ich betonen, dass dieses Buch wegen seiner bedeutsamen Botschaft so hoch gelobt wird. Allerdings wird diese Botschaft meiner Meinung nach nicht ausführlich genug behandelt. Ich hatte eher erwartet, dass das Buch ähnlich wie "Nur noch ein einziges Mal" von Colleen Hoover ist. Nicht thematisch, aber in Frau Hoovers Buch dreht sich die Handlung immer wieder um das zentrale Thema, und der Leser erlebt den Weg der Protagonistin auf eine tiefgreifende Weise mit. Vielleicht hätte mir "Someone New" besser gefallen, wenn es aus der Perspektive der Person geschrieben worden wäre, um die es in der Wendung geht.
"Someone New" behandelt eine Vielzahl bedeutender gesellschaftlicher Themen in einem Buch, die nicht unbeachtet bleiben sollten. Dies geschieht im Rahmen einer Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen, die beide auf der Suche nach ihrer wahren Identität sind. Trotzdem gelang es dem Buch nicht, mich emotional mitzureißen, weshalb meine Bewertung bei 3 Sternen liegt.