A review by kroppzeugvertilger
Paradise Lost by John Milton

3.0

Miltons Paradise Lost auf Englisch lesen: Man könnte sich ebenso gut das eigene Gehirn entfernen, in einer Pfanne braten, ordentlich mit Salz und Pfeffer nachwürzen, das Ganze mit einem gemischten Salat, Trüffeln und Blattgold garnieren, verrühren und diesen Quatsch wieder zurück in den Schädel kippen. - Es ist später Abend und alle Semantik auf einem qualitativen Tiefpunkt, sodass es lediglich für schlechte, unlustige, aber dafür klischeehafte, geschmacklose Vergleiche gereicht, Zefix.

Nichtsdestotrotz kommt es in der Tat einem regelrechten mindfuck gleich, sich John Miltons Epos im Original zu widmen. Der gewaltige, komplexe, radikal individuelle Sprachstil macht es Lesern, die nicht gerade fortgeschrittene Anglisten sind, enorm schwer, überhaupt etwas zu verstehen (auch wenn ihnen die englische Sprache durchaus geläufig und gebräuchlich ist). Demzufolge sei mein Rat an dieser Stelle, Paradise Lost entweder in einer der eigenen Muttersprache entsprechenden Übersetzung zu lesen, oder aber viel, wirklich ganz, ganz viel Zeit und vor allem Geduld und Enthusiasmus mitzubringen. Um die Charakterdarstellungen, ja, die Handlung selbst zu durchdringen, ist es zwingend notwendig, sich jedem einzelnen Jambus separat zu nähern. Es handelt sich eben doch immer noch um ein Gedicht - trotz einer Länge von 312 Buchseiten.

Und das ist dann auch der eigentliche Jammer: Wer glaubt, PL (wie gehabt, im Original) so nebenher lesen zu können, der irrt. Es ist, so traurig das auch sein mag, Zeitverschwendung. Punktuelle Anfälle konkreten Fokusverlusts und simpler Frustration inklusive. Die Erkenntnis, dass man damit diesem großen, einflussreichen Werk in keinster Weise gerecht wird, macht hernach alles nur noch schlimmer. Die Freude darauf, sich in nicht allzu ferner Zukunft der erfolgreichen Bodmerschen Übersetzung ins Deutsche zu widmen, ist jedoch genau aus genau diesen Gründen auch ausgesprochen groß.