Wie so viele andere Beispiele zeitgenössischer deutscher "schöner Literatur" ist "Heimsuchung" etwas aus der Balance geraten: einerseits ist Erpenbecks Prosa exquisit, stilsicher und in dieser Hinsicht tatsächlich ein großes Lesevergnügen; andererseits passiert in diesem Buch aber recht wenig und das, was passiert, passiert Charakteren, die seltsam abstrakt und für LeserInnen eher unverständlich bleiben. Beziehungsweise: Natürlich "passiert" etwas, denn es geht ja im Zweifel um deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert, aber es gibt keine Handlung, in der man mit den Charakteren mitzittert, mitweint, mitlacht.