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A review by mo_mentan
Vaters Kiste: Eine Geschichte über das Erben by Lukas Bärfuss
5.0
auf seltsame art und weise hat es mich berührt, dieses büchlein. lukas bärfuss hat einen wunderbarsamen "weg mit worten" (wie mein härzchäferli sagen würde). ich las dieses buch, weil meine therapeutin mir den podcast mit seinem autor empfahl über das erben. weil er sie beeindruckt hatte, als er sagte, er habe die vernachlässigung durch seine eltern nie auf sich bezogen. und er hat einen wundersamen, bewunderbaren umgang mit seiner geschichte, doch "vaters kiste" ist mindestens ebenso eine kapitalismuskritische abhandlung wie eine verarbeitende (auto)biografie. bärfuss plädiert dafür, die gesellschaft durch eine abschaffung des erbens in zeitlupe zu revolutionieren, und wenn ich auch nicht glaube, dass das ausreicht, so hat mir sein ansatz doch einen happigen denkanstoss gegeben. an seiner generation gemessen hat der gute herr bärfuss auch einen erstaunlich intersektionalen blickwinkel (klimakrise, klimaschuld). können sie mich adoptieren herr bärfuss? vielleicht können sie mir ja erklären, wie mensch das emotionale erbe eines noch lebenden vaters ausschlägt. auf ein kafi im pyri? oder gleich in m., da war mein papa nämlich auch schon, aber nur, weil er nicht ins andere m. konnte zur therapie. eben erst habe ich die von ihnen erwähnten wasserfälle besucht mit sherlock holmes und an einen spaziergang mit meinem vater gedacht vor einigen jahren durch das tourismusverschandelte dorf und die vielen deerstalker (so heissen die dinger doch, nicht?). ich werde sentimental. das angebot steht.