A review by mo_mentan
Koala by Lukas Bärfuss

3.0

*2.5
schade.
ich mochte vaters kiste echt gerne, aber lukas bärfuss ist eben doch nur ein alter weisser mann.
was er über seinen bruder schreibt, über seinen tod, über protestantischen arbeitsethos und die stadt thun, all das gefiel mir sehr. dann kam eine endlose passage über die kolonialisierung australiens, und bei all meinen interpretationskünsten fiel es mir mehr als schwer, einen zusammenhang zu finden, der über den koala (und vielleicht den prostestantischen arbeitsethos) hinausging. die perspektive war katastrophal, die "eingeborenen" blosse karrikaturen, der koala schien menschlicher als sie. der author tritt recht deutlich als erzähler in erscheinung oder zumindest besteht eine grosse überschneidung - umso verurteilenswürdiger ist die koloniale, rassistische sichtweise, die nicht in frage gestellte erzählperspektive der quellen der weissen siedler. die schonungs- und mitleidslose schilderung der deportierten kann dem ton der erzählung geschuldet werden, es ist des autoren eigene kulturgeschichte, bei der schilderung des kolonialismus jedoch ist seine neutralität politisch, und auf eklige weise.
auch die quintessenz widerspricht mir, wo bärfuss sysiphos suizid begehen sollte, bleibe ich bei camus' glücklichem.
bärfuss' stil hingegen gefällt mit ausserordentlich gut, er fliesst und schleicht und webt und es liest sich so unglaublich leicht.

ps: dieses buch braucht die triggerwarnung des jahrhunderts für suizid, sowie für rassismus, tod und körperliche gewalt