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A review by kroppzeugvertilger
Ludwig II : Der unzeitgemäße König by Oliver Hilmes
3.0
Aus mir nicht mehr unbedingt gewahren Gründen, fing mich die Figur Ludwigs II. von Bayern irgendwann in den vergangenen Jahren an zu faszinieren. Irgendwo zwischen den Guglmännern, Ludwigs (posthum freilich bis ins 21. Jahrhundert hinein verklärter) Homosexualität sowie vermeintlich romantisch-überhöhender Rückwärtsgewandtheit liegt's wohl begründet, dass ich mich einmal intensiver mit dieser eigenartigen Figur jüngerer deutscher Geschichte auseinandersetzen wollte. Ein Besuch auf der Insel Herrenchiemsee im Jahr 2019 war dann auch nur der letzte notwendige Eindruck, den es brauchte, besagtes Vorhaben umzusetzen.
Und da es sich bei Biografien um Sachliteratur handelt, folglich nicht sonderlich interpretiert oder metatextlich gelesen werden kann, kann ich zu Hilmes' Abhandlung über Ludwig II. gar nicht viel sagen - außer eben, dass sie wirklich gut ist. Der unzeitgemäße König liest sich hervorragend und bietet interessante Einblicke en masse in das Leben des Monarchen. Es liegt sodann auch eher an meiner persönlichen Artung, dass ich nicht in Begeisterungsstürme ausbrechen will. So hätte ich mir vielleicht mehr Fokus auf psychologische Fragen - in Anbetracht eines komplexen, durchaus tragischen Charakters - gewünscht und weniger, dass historische Umstände und Folgeumstände ausgeleuchtet werden. Auch Ludwigs zum Teil utopische Visionen (z.B. Pläne für eine Schwebebahn über den Alpsee, etc.) hätten eher dazu beitragen können, die tiefe Entrückung dieses Menschen zu ergründen; Letztere finden jedoch gar nicht erst Erwähnung.
Es kann (oder muss!) als positive Wendung verstanden werden, dass Anno 2020 dem Phänomen der narzisstischen Persönlichkeitsstörung die Aufmerksamkeit zuteil wird, die sie erfordert (ein Umstand, den wir gewiss auch einem US-amerikanischen Ex-Präsidenten in spe zu verdanken haben). Der Narzissmus als dem Hyperkapitalismus auf den Leib geschneiderter Persönlichkeitsaspekt, richtet im Großen wie im Kleinen allenthalben Schaden an. So lassen sich eigene Erfahrungen wie auch Eindrücke aus weltpolitischen Zusammenhängen hervorragend in der Geschichte Ludwigs spiegeln.
Ludwig war einerseits ein Opfer seiner Zeit. Andererseits war er aber auch ein fürchterlicher Mensch, der sich dem Ancien Régime entsprechend - von Gottes Gnaden - über alle anderen stellte. Die ewige Frage nach der Henne oder dem Ei stellt sich also auch hier.
Fazit: Trotz der verhaltenen Bewertung, grundsätzlich sehr zu empfehlende Biografie!
Und da es sich bei Biografien um Sachliteratur handelt, folglich nicht sonderlich interpretiert oder metatextlich gelesen werden kann, kann ich zu Hilmes' Abhandlung über Ludwig II. gar nicht viel sagen - außer eben, dass sie wirklich gut ist. Der unzeitgemäße König liest sich hervorragend und bietet interessante Einblicke en masse in das Leben des Monarchen. Es liegt sodann auch eher an meiner persönlichen Artung, dass ich nicht in Begeisterungsstürme ausbrechen will. So hätte ich mir vielleicht mehr Fokus auf psychologische Fragen - in Anbetracht eines komplexen, durchaus tragischen Charakters - gewünscht und weniger, dass historische Umstände und Folgeumstände ausgeleuchtet werden. Auch Ludwigs zum Teil utopische Visionen (z.B. Pläne für eine Schwebebahn über den Alpsee, etc.) hätten eher dazu beitragen können, die tiefe Entrückung dieses Menschen zu ergründen; Letztere finden jedoch gar nicht erst Erwähnung.
Es kann (oder muss!) als positive Wendung verstanden werden, dass Anno 2020 dem Phänomen der narzisstischen Persönlichkeitsstörung die Aufmerksamkeit zuteil wird, die sie erfordert (ein Umstand, den wir gewiss auch einem US-amerikanischen Ex-Präsidenten in spe zu verdanken haben). Der Narzissmus als dem Hyperkapitalismus auf den Leib geschneiderter Persönlichkeitsaspekt, richtet im Großen wie im Kleinen allenthalben Schaden an. So lassen sich eigene Erfahrungen wie auch Eindrücke aus weltpolitischen Zusammenhängen hervorragend in der Geschichte Ludwigs spiegeln.
Ludwig war einerseits ein Opfer seiner Zeit. Andererseits war er aber auch ein fürchterlicher Mensch, der sich dem Ancien Régime entsprechend - von Gottes Gnaden - über alle anderen stellte. Die ewige Frage nach der Henne oder dem Ei stellt sich also auch hier.
Fazit: Trotz der verhaltenen Bewertung, grundsätzlich sehr zu empfehlende Biografie!