A review by kroppzeugvertilger
Heavy Metal Thunder: Album Covers That Rocked the World by James Sherry, Neil Aldis

2.0

Eines vorweg: Wer heuer noch der Meinung ist, Heavy Metal sei nach wie vor in irgendeiner Weise anti-establishment, shocking oder per se etwas Besonderes, hat den Schuss nicht gehört. Metal ist genauso Mainstream wie Hip Hop, Techno oder Schlager - allerspätestens seit den frühen 2000ern. Alles ist kommerziell verwertbar und wird früher oder später verscherbelt. Wer sich einbildet, die eigene Individuation mittels einer Szenezugehörigkeit aufwerten zu können, macht sich selbst fragwürdig.

Ein Buch wie Heavy Metal Thunder: Album Covers That Rocked the World ist da nur symptomatisch. Genauer betrachtet aber auch nur Effekthascherei. Aldis's und Sherry's freilich reich bebilderter Band kann eigentlich auch nur zwei Gruppen empfohlen werden: 1. Kids, die sich inspirieren lassen wollen, oder 2. zumeist alten Säcken, die sich ihre letzten paar Märker für solchen Quatsch aus dem Kreuz leiern lassen, weil sie nicht akzeptieren wollen, dass ihre Jugend längst vorbei ist (also so jemand wie ich).

Als nützlichen, journalistischen Beitrag über die Geschichte des Heavy Metal kann man Heavy Metal Thunder also nicht verstehen (vgl. Black Metal: Evolution of the Cult von Dayal Patterson). Wirkliche Informationen sind rar und auch manche Covers sind, wenn auch grundsätzlich viele an der Zahl, teils fraglich gewählt. Ikonische Artworks gibt's en masse, viele davon findet man hier jedoch nicht. Zudem wird man dem mutigen Untertitel des Buchs mancherorts schlicht nicht gerecht. Wann bitte sollen kotzhässliche Designverbrechen wie Satyricon's "Dark Medieval Times", Disturbed's "Believe" oder Sledgehammer's "Blood on their Hands" die World gerockt haben? Ja, Geschmack, blabla, egal.

Wie auch immer, zum Zeitvertreib kann man sich Heavy Metal Thunder gewiss geben. Immerhin sind die Textparts gut geschrieben und die Covers seiner Lieblingsplatten guckt man sich sowieso immer gerne an, völlig Wurscht auf welche Weise. Die Frage bleibt, wozu man ein solches Werk zusammenstellt, wo doch wirklich jeder, der halbwegs was mit Heavy Metal zu tun hat, ohnehin 80% der hier abgebildeten Artworks kennt? Eine Buchreihe, die (kunst-?) historischer und detaillierter an z.B. Covergestaltung innerhalb verschiedener Metal-Subgenres herangeht, hätte ggf. mehr Sinn gemacht.